Autor Thema: Verdrahtungsvorschriften  (Gelesen 33480 mal)

Offline KressSwiss

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Verdrahtungsvorschriften
« am: März 24, 2007, 23:45:03 Nachmittag »
Hallo Profis
Einmal etwas das nicht mit Programmierung zu tun hat. Ein Kunde fragt mich, ob es eine Vorschrift gibt die aussagt, dass feindrätige Leitungen (Litze) generell mit Aderendhülsen versehen werden müssen. Falls ja, in welcher Norm oder Vorschrift steht das geschrieben? Ich bin für jeden Hinweis, auch aus Erfahrung und Praxis dankbar.
Gruss Hermann 
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Juergen.J

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Re: Verdrahtungsvorschriften
« Antwort #1 am: März 25, 2007, 01:44:43 Vormittag »
Hallo Hermann,

die Verwendung von Aderendhülsen ist immer von der Klemme abhängig. Drückt nur eine Schraube auf die Litze sind Aderenhülsen zu verwenden, drückt ein Drahtschutzbügel auf die Litze benötige ich normalerweise keine Aderendhülse. Bei Federzugklemmen würde ich nie Aderenhülsen verwenden, da die Stromübertragung bei flächig gedrückter Litze besser ist als mit Aderendhülsen die je nach verwendeter Zange in einen Formzustand gedrückt werden. Dadurch wird dann der Strom eventuell nur punktförmig übertragen was zu einem erhöhten Übergangswiderstand führt und dann die Klemme thermisch überlastet. Auskunft darüber erhälst du bei der DKE (dke.de Telefonauskunft), ein weiteres Beispiel ist die Lüsterklemme 74/D von OBO (Googel OBO 74/D) oder auch bei Reihenklemmenherstellern wie WAGO, Phönix, Weidmüller, Wieland usw. Die Verwendung von Aderendhülsen ist eigentlich in den allgemeinen Vorschriften nicht beschrieben, lediglich das verspleißen der Adern,was auch durch verlöten der Aderenden erreicht werden kann.
Ich hoffe das dir dies weiter hilft und du deinem Kunden nicht noch mehr in Zweifel bringst, da dieses Thema auch unter Fachleuten Diskusionen hervorruft.

Gruß

Jürgen

Offline KressSwiss

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Re: Verdrahtungsvorschriften
« Antwort #2 am: März 26, 2007, 21:18:15 Nachmittag »
Hallo Jürgen
Danke für Deine Stellungnahme. Ich bin auch der Meinung, dass es keine Vorschtiften gibt. Und ich gebe Dir recht, wenn man einen Drahtzugtest macht und die Hülse schlecht gepresst ist, kommt oft der Draht raus und die Hülse bleibt in der Klemme.

Hat jemand Erfahrung über Verdrahtungsvorschriften in der Automobilindustrie? Meines Wissens darf dort immer nur ein Dtaht in einer Klemmstelle sein. Dies auch ein Grund, wesshalb bei neuer Gerätegenerationen Doppelanschlusklemmen enthalten sind. Ich bin für jeden Hinweis dankbar.
Gruss
Hermann 

« Letzte Änderung: März 26, 2007, 21:20:14 Nachmittag von KressSwiss »
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Offline Urs

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Re: Verdrahtungsvorschriften
« Antwort #3 am: März 28, 2007, 21:59:09 Nachmittag »
Hallo Hermann,

Ich kenne keine Vorschrift von nationalen Verbänden welche den Einsatz von Aderendhülsen vorschreiben würde.

Aber ich hatte schon unzählige Vorschriften von Kunden welche das Konfektionieren der Aderenden verlangt haben.

In Produktionsbetrieben wo schnell hunderttausend Euro "verloren" gehen wenn eine Anlage ein- bis zwei Stunden stillsteht schreiben die Kunden oft das Beschriften und Konfektionieren der einzelnen Aderenden vor.

Wenn eine abisolierte Litze ohne Aderendhülse das erste Mal unterklemmt wird mag das ohne Probleme gehen, die Probleme entstehen wenn bei einer Störung Drähte gelöst und unter Stress wieder angeklemmt werden müssen. Wenn der Draht spannungslos ist sind die einzelnen Drähtchen schnell mit der Hand wieder einigermassen ausgerichtet. Wenn der Draht aber unter Spannung steht und einige der Drähtchen in der Eile aus Versehen die Nachbarklemme berühren und dadurch ein Folgeschaden und somit ein längerer Stillstand der Anlage hervorgerufen wird denke ich dass man gute Gründe beibringen müsste warum auf die Verwendung von Aderendhülsen verzichtet wurde.

Gruss

Urs

Offline Mocki

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Re: Verdrahtungsvorschriften
« Antwort #4 am: März 29, 2007, 13:23:00 Nachmittag »
Hallo Leute,

also mit löten wäre ich vorsichtig. Man lernt schon als Azubi, dass verlötete Leitungsenden
in einer Klemmverbindung mit der Zeit brechen können. Bin mir nicht ganz sicher, aber
steht sogar was in VDE0100 drin. Auch daß flexible Leitungen an den Enden gasdicht und mit geeigneter Hülse bzw. Kabelschuh versehen werden müßen.

Vielleicht mal jemand vom Normeninstitut fragen, wo es steht !

 ::)

Grüße MOCKI

Juergen.J

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Re: Verdrahtungsvorschriften
« Antwort #5 am: April 01, 2007, 23:27:02 Nachmittag »
Hallo zusammen,

Wenn der Draht aber unter Spannung steht und einige der Drähtchen in der Eile aus Versehen die Nachbarklemme berühren und dadurch ein Folgeschaden und somit ein längerer Stillstand der Anlage hervorgerufen wird denke ich dass man gute Gründe beibringen müsste warum auf die Verwendung von Aderendhülsen verzichtet wurde.

Also ich bin der Meinung wenn so etwas passiert muss man erklären warum man nicht die 5 Sicherheitsregeln eingehalten hat, die man bereits im ersten Lehrjahr und dann immer wieder eingetrichert bekommt.

Hallo Moki, mit dem verlöten stimmt so nicht ganz, verlötet werden darf nur ca. 2mm des Leitungsende und nicht das gesamte abisolierte Leitungsende. Mit gasdicht ist mir nichts bekannt. Auch ich habe noch in Erinnerung dies in der VDE gelesen zuhaben, weis leider auch nicht mehr genau wo. Die Löttechnik findest du noch häufiger an Anschlüssen von älteren Geräten, wie Bohrmaschine, Staubsauger usw.

In der EN 60204 (VDE 0113) gibt es einen Abschnitt Verdrahtung bei dem allerdings keine Aussage gemacht wird das immer Aderendhülsen zu verwenden sind.
Zitat: Leiteranschlüsse müssen von allgemein anerkannter Art und in geeigneten Techniken ausgeführt sein, z.B. Klemmen (Schraubklemmen), Quetschen, Löten, Wickeln usw., vorausgesetzt, die Verfahren für diese Techniken werden genau eingehalten.
Als Anmerkung seht noch dabei:
Bei bestimmten Klemmenarten die für den Anschluß mehr- und feindrähtiger Leiter nicht geeignet sind, lassen sich durch Aderendhülsen ordnungsgemäße Anschlüsse herstellen.

Gruß

Jürgen

Offline KressSwiss

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Re: Verdrahtungsvorschriften
« Antwort #6 am: April 02, 2007, 22:36:18 Nachmittag »
Zitat
In der EN 60204 (VDE 0113) gibt es einen Abschnitt Verdrahtung bei dem allerdings keine Aussage gemacht wird das immer Aderendhülsen zu verwenden sind.

Zitat
Als Anmerkung seht noch dabei:
Bei bestimmten Klemmenarten die für den Anschluß mehr- und feindrähtiger Leiter nicht geeignet sind, lassen sich durch Aderendhülsen ordnungsgemäße Anschlüsse herstellen.

Hallo Alle Autoren
Vielen Dank für die interessanten Meinungen und Hinweise. Es ist doch interessant, dass ein so simpler Vorgang wie ein Draht anzuschliessen, so viele Meinungen hervorruft. Wie viele Drähte und Leitungen werden wohl im EU Raum jeden Tag angeschlossen? Es müssen wohl Millionen sein. Zum glück liegt das in den Händen gut augebildeter Fachleuten.
Gruss
Hermann   
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